Wenn einem schon die Haare ausgehen, dann soll man doch bitte irgendeinen Vorteil davon haben!! Ok, passt auf - wenn euer Haarausfall als krankhaft eingestuft wird, dann ist es möglich, dass eure Krankenkasse einen Teil der Haarteil-Kosten übernimmt. Wenn das nicht toll ist, dann weiß ich auch nicht ... Aber nun mal im Ernst: Bei Frauen wird Haarausfall in der Regel als eine solche psychische Belastung eingestuft, dass die Krankenkassen sich dazu bereit erklären können, einen Zuschuss zum Haarteil zu leisten. Auf der Webseite des
GKV-Spitzenverbandes heißt es dazu:
"Grundsätzlich führt Haarlosigkeit nicht zu einer Beeinträchtigung der Körperfunktionen und der Einsatz von Haarersatz als Hilfsmittel nicht dazu, die verlorengegangene Körperbehaarung wieder herzustellen. <...>Gemäß der Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (BSG) kann der Totalverlust der Haare im Einzelfall dennoch Krankheitswert haben und deshalb als Krankheit im Sinne des § 27 Absatz 1 Satz 1 SGB V gelten, weil dem vollständigen Haarverlust unter dem Aspekt der entstellenden Wirkung Krankheitswert zukommen kann und sich der Versicherte aus der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zurückzieht. <...> Der massive Haarverlust bei Frauen hat eine entstellende Wirkung, die nicht zum Verlust von motorischen und geistigen Funktionen führt, ihr es aber unmöglich macht, sich frei und unbefangen unter Mitmenschen zu bewegen. Ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft wird beeinträchtigt, wenn sie sich aus dem Leben in der Gesellschaft zurückzieht "
Wenn ihr also nachweisen könnt, dass ihr an starkem, krankhaftem Haarausfall leidet, der euch psychisch beeinträchtigt, dann habt ihr gute Chancen.
Kostenübernahme für Hilfsmittel beantragen - so gehst du am besten vor
Ich habe jahrelang Zuschüsse von der Krankenkasse für meine Haarteile erhalten. Um das zu erreichen, habe ich mir von meinem Hausarzt bescheinigen lassen, dass ich an Androgenetischer Alopezie 3. Grades leide. Dann habe ich mich zu einem Vertragspartner meiner Krankenkasse begeben und mir dort einen Kostenvoranschlag für mein Haarteil geben lassen. Diese beiden Dokumente habe ich dann (meist persönlich in der Filiale) meiner Krankenkasse eingereicht. Dort werden die Unterlagen geprüft und ihr erhaltet innerhalb einiger Wochen Bescheid, ob die Kosten anteilig übernommen werden.
Meine Krankenkasse (Techniker Krankenkasse) ist sehr entgegenkommend, was die Zuschüsse für Haarersatz angeht. Da es keine Festbeträge für die Hilfsmittelgruppe "Haarersatz" gibt, obliegt es der Krankenkasse zu entscheiden, wie viel sie euch dazuzahlen möchte. In meinem Fall waren es 890 Euro pro Haarteil, wobei ich maximal alle 24 Monate ein Neues beantragen durfte. Leider habe ich schon oft gehört, dass nicht alle Kassen so großzügig sind. Wie das bei eurer Kasse geregelt ist, erfragt ihr am besten über die jeweilige Kontakt-Hotline oder direkt in einer Filiale vor Ort.
Was sind eigentlich Vertragspartner?
Wie ich schon erwähnt habe, benötigt ihr einen Kostenvoranschlag eines Krankenkassen-Vertragspartners. Dabei handelt es sich um einen Zweithaarspezialisten, der einen Vertrag mit den Krankenkassen geschlossen hat. Nur solche Unternehmen/Friseure sind zugelassen, so ein Haarteil "auf Rezept" zu verkaufen. Um diese Zulassung zu erwerben, müssen einige Voraussetzungen - wie z.B. eine Friseur- oder Maskenbildnerausbildung und ein abgetrennter Raum für die Beratung von Haarausfall-Patienten - erfüllt sein. Wer die Vertragspartner in deiner Umgebung sind, kannst du einfach auf der Webseite deiner Krankenkasse herausfinden.
Warum ich meine Haarteile lieber selber bezahle
Von 20 bis 32 habe ich also von der TK Zuschüsse für meine Haarteile bekommen. Das hört sich erst einmal wunderbar an - und ich bin auch sehr dankbar dafür. Inzwischen zahle ich meinen Haarersatz lieber selbst. Warum? Weil ich mir dann aussuchen kann, bei wem ich kaufe. Über die Jahre bin ich immer unzufriedener mit der Qualität des "deutschen" Haarersatzes geworden (produziert wird immer in Drittländern wie China oder Indien - eine von deutscher Hand geknüpfte Perücke kann sich kaum einer leisten). Die Haarqualität wurde immer schlechter, ich hatte jeden Tag nur noch Querelen mit diesen Haarteilen.
Auch weiß ich heute, dass mir nicht etwa das Beste auf dem Markt verkauft wurde, sondern Haarteile, die überhaupt nicht natürlich wirkten. Zudem war dieser Haarersatz auch noch unglaublich teuer - auch mit dem Hilfsmittelzuschuss von knapp 900 Euro musste ich noch weitere 700 Euro aus meiner eigenen Tasche bezahlen. Jetzt habe ich Topper, die pro Stück etwa 700 Euro kosten und eine absolute Top-Qualität haben. Die Rechnung ist also ganz einfach: Bezahlen muss ich das Gleiche, aber ich bin nun tausendmal zufriedener mit meinen aktuellen Haarteilen.
Meine Empfehlung: Recherche, Recherche, Recherche ...
Jede(r) muss seine eigenen Erfahrungen machen: Wenn ihr einen Vertragspartner findet, mit dem ihr zufrieden seid, dann holt euch den Krankenkassen-Zuschuss! Aber achtet genau darauf, was euch verkauft wird und lernt, die
Qualität eines Haarteils einzuschätzen. Habt ihr nun den Durchblick, wie ihr einen Zuschuss beantragen könnt? Oder sind noch Fragen offen geblieben? Sagt es mir in den Kommentaren!